Konzept und Planung Aufwertung Sandey Auen
Auftraggeber: KWO AG, Bafu, Abteilung Naturförderung Kanton Bern
Partner: Eawag, EPFL-LCH, ZHAW, Auenberatungsstelle
Laufzeit: Seit 2009
Auenrevitalisierungen sind komplexe Vorhaben und bedürfen den Einbezug von
unterschiedlichen ökologischen und sozioökonomischen Interessen wie Biodiversität,
Wasserkraftproduktion oder Hochwasserschutz. Um diese unterschiedlichen Interessen
möglichst optimal zu berücksichtigen, braucht es integrative Konzepte. Die Entwicklung
und insbesondere Anwendung eines solchen Konzeptes ist der Fokus dieses aktuellen
Projektes von eQcharta und der Eawag, gemeinsam mit weiteren Partnern aus Praxis und
Wissenschaft.
Die Sandey Aue im Kanton Bern ist eine Aue von nationaler Bedeutung und aufgrund
ihres dynamischen Abflussregimes und ihrer vielfältigen Habitatstrukturen ökologisch
von besonderem Interesse. Allerdings ist das naturnahe System durch
Wasserkraftnutzung, landwirtschaftliche Nutzung und Maßnahmen zum
Hochwasserschutz heute beeinträchtigt, was einen merklichen Einfluss auf die
Auendynamik ausübt (Abb.1; siehe auch Projekt Defizitanalyse Sandey Auen).
Abb. 1.: Der Vergleich von Luftbildern zeigt deutlich, wie sich der abgebildete Teilabschnitt der Sandey Aue
zwischen 1940 (links) und 2007 (rechts) verändert hat. Die roten Linien markieren die Lage von
Hochwasserschutzdämmen (Quelle: Swisstopo).
Mit Hilfe eines Geländemodels und einem hydraulischen 2D Modells wurden
unterschiedliche Revitalisierungsmaßnahmen (Entnahme von Längsverbauungen,
Restwassererhöhung) für die Sandey Aue über mehrere Wasserstände simuliert und
unter ökologischen und sozio-ökonomischen Gesichtspunkten bewertet. Zur Erfassung
möglicher Auswirkungen auf die Auenökologie wurden verschiedene ökologische
Indikatoren (Vernetzung, Fliessgeschwindigkeiten, Wassertiefen, Überflutungsdauer und
-dynamik, Hydraulisch Morphologischer Diversitätsindex etc.) aus den
Simulationsergebnissen abgeleitet, wodurch das ökologische Potential der
Revitalisierungsvarianten aufgezeigt werden konnte. Als wichtige sozio-ökonomische
Aspekte wurden Nutzungskonflikte (Landqualität, Eigentumsverhältnisse) und die
Hochwassergefährdung bei unterschiedlichen Hochwasserereignissen betrachtet, um
mögliche Defizite der Revitalisierungsvarianten diesbezüglich zu erfassen (Abb. 2).
Abb. 2: Mit Computermodellen lassen sich die sozioökonomischen und ökologischen Folgen verschiedener
Managementszenarien in der Sandey-Aue simulieren. So lässt sich zum Beispiel vorhersagen, welche
Auswirkungen eine Entfernung der Dämme auf die Hochwassersicherheit, die Landnutzung, und die ökologisch
bedeutenden Fliessgeschwindigkeiten und Gewässervernetzung mit sich bringt.
Um die unterschiedlichen Schutz- und Nutzungsinteressen einander gegenüberzustellen,
wurden die umfangreichen Ergebnisse aus den einzelnen Simulationen mit Hilfe einer
Multikriterienanalyse objektiv bewertet und zwei Revitalisierungsvarianten entwickelt:
eine „ökologische“ (hoher ökologischer Nutzen) und eine „ökonomische“ (hoher
ökonomischer Nutzen). Maßnahmen, die das Gefährdungspotential in der Aue deutlich
erhöhen und für eine praktische Umsetzung unrealistisch sind, wurden dabei
ausgeschlossen.
Anhand der Simulationen dieser beiden Varianten bei unterschiedlichen Wasserständen
konnte festgestellt werden, dass durch morphologische Aufwertungen (Kanalanbindung,
Dammentfernungen) die Dynamik in der Aue wesentlich gefördert werden kann.
Allerdings zeigte sich auch, dass insbesondere die Maßnahmen, die im Hinblick auf eine
Revitalisierung potentiell größere Effekte erzielen (ökologische Variante), an einigen
Stellen in der Aue auch das Hochwasserrisiko erhöhen. Für eine Umsetzung der
Revitalisierungsmaßnahmen wurden daher Vorschläge für eine Kombination mit
zusätzlichen Schutzmassnahmen gemacht. Des Weiteren konnte gezeigt werden, das eine
reine hydrologische Aufwertung in Form von Restwassererhöhung kaum ökologischen
Nutzen zeigt, wenn nicht gleichzeitig oben beschriebene morphologische Aufwertungen
umgesetzt werden.
Die Ergebnisse dieses Projektes liefern momentan die Datengrundlage für die Bewertung
und Planung von Revitalisierungsmaßnahmen an den Sandey Auen und dienen als
Diskussionsgrundlage im Entscheidungsprozess zwischen unterschiedlichen Akteuren
(Bundesamt für Umwelt, Umweltschutzbehörden, Landeigentümer, Kraftwerke Oberhasli
AG, Wissenschaft).
Langfristiges Ziel ist es, mit Hilfe dieser Ergebnisse ein allgemeines Bewertungs- und
Planungsinstrument für Auenrevitalisierungen zu schaffen. Ausserdem soll bei Umsetzung
der Massnahmen ein umfassendes Monitoringkonzept entwickelt und angewandt werden.
Weiterführende Literatur:
Doering, M., Blaurock, M., Oppliger, S., Schweizer, S. (2015): Hydroökologie und
nachhaltiges Auenmanagement - 2D Modellierung und räumliche Multikriterienanalyse zur
Entscheidungshilfe bei Revitalisierungen. Wasser, Energie, Luft, Heft 1/2015. [pdf]
Doering, M., Schweizer, S., Blaurock, M., Oppliger, S., Fuchs, M., Robinson, C.T. (2013):
Hydroökologie und nachhaltiges Auenmanagement - Die Sandey Aue als Modellökosystem
für eine Konzeptstudie. Wasser, Energie, Luft. 105. Jahrgang, Heft 1. [pdf]
Doering, M. & Robinson, C.T. (2012): Wassermanagement: Schutz und Nutzen verbinden.
EAWAG News. 72d, 18-21. [pdf]
Robinson, C.T. & Doering, M. (2012): Adaptive management in river systems. The Water
Leader. Issue 04/2012, 34-36. [pdf]
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